«The Seed of the Sacred Fig» von Mohammad Rasoulof, Iran 2024
Der Slogan «Frau, Leben, Freiheit!» ging vor zwei Jahren um die Welt. Die mutige Bewegung der iranischen Frauen (und Männer) machte auch vor der Kernzelle Familie nicht Halt. Mohammad Rasoulof skizziert in diesem fesselnden Drama aufs Eindrücklichste, in welchem Umbruch die Gesellschaft steht und warum es Hoffnung gibt. Iman ist gerade zum Untersuchungsrichter am Teheraner Revolutionsgericht aufgestiegen und muss die repressiven Massnahmen des Regimes rigide umsetzen, derweil seine beiden Töchter angesichts der landesweiten Proteste beginnen, soziale Normen und Familienregeln zu hinterfragen. Paranoia nistet sich im Familienleben ein. Die Geschichte entwickelt sich vom Kammerspiel zum atemlosen Thriller: wahrhaftiger geht Kino nicht! bs
AB 14. NOVEMBER im Kino
«Close to Vermeer» von Suzanne Raes, Niederlande 2023
Vor einem Jahr gab's im Rijksmuseum Amsterdam während vier Monaten die grösste Vermeer-Ausstellung aller Zeiten zu geniessen. Der Erfolg war gigantisch, wer sich nicht gleich eine Karte besorgte, las bald auf der Homepage: «Die Vermeer-Ausstellung ist definitiv ausverkauft.» Suzanne Raes hat den Kurator Gregor Weber mit der Kamera begleitet und bietet über mehrere Ebenen eine einzigartige filmische Erfahrung in Kunst und Kunstvermittlung. Wir erleben den bekanntesten niederländischen Künstler seiner Zeit in Bildern wie «Das Mädchen mit dem Perlenohrring» und in der Analyse, was ein echter und was ein falscher Vermeer ist. Ein vertiefendes Kunsterlebnis, weit über Vermeer hinaus. wr
1., 3. UND 9. NOVEMBER im Kino Orient Baden-Wettingen
«Riefenstahl» von Andres Veiel, Deutschland 2024
Zugegeben: Leni Riefenstahl (1902-2003) gehört nicht zu den Figuren, über die man unbedingt einen Film sehen möchte. Sie hat sich mit Propagandaarbeiten zur Nazizeit einen Namen gemacht und dabei eine Ästhetik der Feier des Gigantischen gepflegt, mündend in «Triumph des Willens» und «Olympia». Die intime Nähe zu den Nazis hat sie nach dem Krieg zu leugnen versucht, nur lassen die Dokumente keine Zweifel offen. Warum soll man sich also einen Film mit dem Titel dieser umstrittenen Frau antun? Produziert hat ihn Talkmasterin Sandra Maischberger, realisiert Andres Veiel, der für sein akribisches Arbeiten bekannt ist. Er hatte erstmals Zugang auf das gesamte private Archivmaterial und montiert aus unglaublichen Fundstücken eine geniale Betrachtung, die auch eine über Deutschland im 20. Jahrhundert ist und Einblicke in die Seele eines Landes vermittelt, in dem heute eine rechtsradikale Partei wieder Zulauf hat. Ein vielschichtiges und spannungsvolles Mosaik. wr
AB 21. NOVEMBER im Kino