Seit einigen Jahren leben wir auch hier in einem kaum mehr zu entwirrenden Krisengeflecht mit inzwischen jährlich neuen Herausforderungen. Wachsende geopolitische Spannungen, nahende Klimakipppunkte, rasante technologische Entwicklungen, Pandemien, Ungleichheit und politische Polarisierung bestimmen unsere Gegenwart, die doch nach dem Fall der Berliner Mauer im Jahr 1989 optimistisch als «Ende der Geschichte» proklamiert wurde (vgl. Francis Fukuyamas Buch «The End of History and the Last Man», 1992). Nun aber passiert sehr viel, was auf das genaue Gegenteil hinweist und ohne das erkennbar wäre, worauf die Geschehnisse hinauslaufen. Sind es letzte Regungen der Geschichte, bevor wir uns am Sonntag des Lebens endlich zur paradiesischen Ruhe setzen können und das vielzitierte «Ende der Geschichte» sich doch noch bewahrheitet? Oder geht hier etwas weiter, das Ende der 80er-Jahre allzu vorschnell verabschiedet wurde? Verbirgt sich hinter dem «geopolitischen Gerangel» zu Beginn des 21. Jahrhunderts gar eine neue Weltordnung? Geschichte ist das Streben nach Erkenntnis der Vergangenheit, um die Gegenwart zu begreifen. Ich bin jedoch überzeugt, dass mit Geschichte auch die Frage der Transzendenz verknüpft ist, die darauf zielt, über das aktuelle Hier und Jetzt hinauszugehen und das Unendliche miteinzuschliessen. Gemeinsam formen sie unser Menschsein.
Rudolf Velhagen, Chefkurator bei Museum Aargau, erkundet an dieser Stelle die verborgenen Botschaften der Dinge. Nicht weniger als 55 000 historische Objekte aus der kantonalen Sammlung warten auf ihre Befragung.