Das Kubo-Kollektiv ist auf der Suche nach Freiraum. zvg
Trotz bürokratischer Hürden haben Aktivist*innen in Aarau einen nichtkommerziellen kulturellen Freiraum geschaffen. Nun droht dem Kubo bereits nach einem Jahr das Aus. Das Kubo-Kollektiv schreibt über die Unwegsamkeiten und die Suche nach einem neuen Raum.
Seit rund 50 Jahren versuchen in Aarau unterschiedlichste Generationen einen selbstverwalteten Freiraum aufzubauen. Diverse Versuche scheiterten bis 2023. Im Spätsommer 2021 entschied sich eine kleine Gruppe, die Idee einer Zwischennutzung des Rockwell-Nordbaus zu prüfen. Die Arbeit war herausfordernd: Konzepte schreiben, Finanzierungsanträge stellen und Verhandlungen mit Immobilienfirmen und Behörden führen.
Mit der Immobilienfirma Mobimo führten wir monatelange und unangenehme Mietkostenverhandlungen. Dabei wurden wir auch durch Mobimo-Mitarbeitende angeschrien und sogar per Telefon angegangen. Nach nervenaufreibenden Diskussionen konnten wir den Mietzins um knapp zwei Drittel auf etwas über 3000Fr. senken, was sich angeblich auf eine Nebenkostenpauschale begrenze. Die Nebenkostenabrechnung erhielten wir trotz mehrfacher Nachfragen nie.
Auch die Stadt Aarau legte uns Steine in den Weg, indem sie immense bauliche Vorschriften für ein existierendes Gebäude auferlegte. Zusammen mit Wellrock mussten wir ein Baugesuch für eine Umnutzung einreichen, was den Projektverlauf enorm verzögerte. Trotz Ankündigung eines raschen Bewilligungsverfahrens schoben Stadt und Kanton das Dossier ein halbes Jahr lang hin und her. Einzig die städtische Kulturstelle war um Unterstützung bemüht.
Die Nutzungsbewilligung bedingte zahlreiche Massnahmen, die soweit möglich unbezahlt von uns erledigt wurden. Dennoch kosteten Materialien und Facharbeit mehr als vier Monatsmieten. Nach all der Arbeit blieb uns eine effektive Nutzungsdauer von etwas mehr als einem Jahr. Viele waren schon vor der Eröffnung erschöpft oder erlitten ein Burnout.
Trotz der Schwierigkeiten konnten wir im Sommer 2023 den Kultur- und Begegnungsort (KUBO) in Aarau einweihen. Seither fanden fast 20 Konzerte von über 40 Bands statt. Dazu gab es Partys, Vorträge, Workshops, einen Flohmarkt, Filmabende, Quiz-Nights, eine Theatervorstellung, Box- Trainings, Kunstausstellungen, eine Lesung sowie eine Podiumsdiskussion.
Unser Vertrag endet per Ende Oktober und der Kubo muss der Quartieraufwertung weichen. Eine Verlängerung sei trotz mündlicher Zusagen nicht möglich. Die Mobimo hat die Heizung bereits abgeschaltet – ohne uns zu informieren oder die Nebenkosten zu senken.
Unser Ziel ist es, den Kubo als einen dauerhaften, niederschwelligen und unkommerziellen selbstverwalteten Freiraum in Aarau zu erhalten und zu etablieren. Wir möchten einen Ort schaffen, der für alle Menschen zugänglich ist, unabhängig von ihrer sozialen oder kulturellen Herkunft. Der Kubo soll ein Raum sein, in dem alternative Kultur gelebt und erlebt werden kann, ohne Konsumzwang und kommerzielle Interessen. Ein Ort, an dem Wissen ausgetauscht werden kann, ein Raum, um sich auszuprobieren und zu organisieren.
Wir brauchen einen Standort, der Zugänglichkeit gewährt und sich nach den diversen Bedürfnissen der Nutzenden richten kann. Weiterhin möchten wir die Förderung der Partizipation durch gleichberechtigte Mitwirkung aller Beteiligten und Entscheidungsfindung im Konsentprinzip erhalten. Mit einem inklusiven Raum wirken wir durch kontinuierliche Sensibilisierungs- und Bildungsarbeit gesellschaftlicher Diskriminierung entgegen. So wollen wir unser vielfältiges soziokulturelles Programm mit allem (Un)Möglichen, das in Aarau keinen Platz findet, weiterhin sicherstellen. Dies soll aktiv zur Förderung einer solidarischen Gemeinschaft beitragen.
Um ein Weiterbestehen des Kubo zu ermöglichen, sind wir auf vielfältige Unterstützung angewiesen. Wir appellieren an alle, die sich für eine vielfältige Kultur, soziale Teilhabe und eine solidarische Gesellschaft interessieren oder einsetzen, uns bei der Suche nach einem neuen Standort zu unterstützen. Die wöchentlich stattfindenden Vollversammlungen sind ein guter Anlaufpunkt, erste Kontakte zu knüpfen und gemeinsam eine solide Perspektive zu erarbeiten.
Wir sind fest entschlossen, den Freiraum an einem anderen Standort weiterzuführen. Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass der Kubo ein dauerhaftes Zuhause findet und weiterhin ein Ort der Begegnung, des Austauschs, der gegenseitigen Hilfe und der kulturellen Vielfalt bleibt.