Die neue Kunstschau im Forum Schlossplatz blickt auf unsere Beziehung zu den Bäumen.
Zu zweit stehen sie da, wie Schutzpatroninnen des Hauses, die Linden vor dem Forum Schlossplatz. In ihrer rund 200-jährigen Existenz haben sie an dieser geschichtsträchtigen Adresse schon manches erlebt. Nun lieferten sie auch die initiale Assoziation zu einer Kunst-Ausstellung. «Unter den Linden», dachte sich Kuratorin Lena Friedli oft, wenn sie unter ihnen hindurch schritt, und «sah die bekannte Allee in Berlin vor dem inneren Auge.» Aus diesem Gedanken entwickelte sich ein kuratorisches Konzept. Folgt man den vielen Verweisen der Bäume, merkt man schnell: «Der Baum ist im Blick des Menschen kulturell stark aufgeladen: Als Schattenspender, als Begegnungsort, als Opfer des Klimawandels, als Rohstoff und Mythos», erzählt Friedli.
Um diese Spannungen zu untersuchen und erlebbar zu machen, hat die Kuratorin sieben verschiedene Künstler*innen und ein Szenografiekollektiv zu einer Gruppenausstellung eingeladen. In «Unter den Linden. Von unserer Beziehung zu Bäumen» sind multimediale Positionen zu sehen, von Klangkunst (Manu Meier, Rudy Decelière), Malerei (Marc Elsener) über Video (Christof Nüssli), Foto (Peter Koehl) und Kunsthandwerk (Patrizia Keller) bis zur Installation (Haus am Gern). So lernen Besuchende etwa den Happy-Planet-Index kennen, der nicht wie das Brutto-Inland-Produkt die Produktivität der Bevölkerung misst, sondern das nachhaltige, ressourcenschonende, glückliche Leben als Orientierungsgrösse nimmt.
Das Duo Haus am Gern (Barbara Meyer Cesta, Rudolf Steiner) nimmt dieses Konzept in ihrer Arbeit Happy Planet auf. Im Forum Schlossplatz werden an manchen Orten die Smileys wiederzufinden sein, die die Künstler*innen im Wallis auf Baumstämme gemalt haben, die eine Gemeinde während eines Winters verfeuern wird (siehe Foto). Zudem werden die zwei Linden vor dem Haus Besuch von einem «Artgenossen» erhalten: Das Duo lässt einen rauchenden, künstlichen Baumstrunk mit ihnen in Dialog treten («How do Trees Decide»).
Und inwiefern Bäume nicht nur mythologisch, sondern auch ganz konkret universelle Indikatoren für unsere Gegenwart sein können, ist in der Arbeit von Christof Nüssli zu ergründen, der mit dokumentarischen Mitteln einen Wald in Nguecokh, Senegal, portraitiert, der wegen klimabedingter Bodenversalzung bedroht ist. Von Michael Hunziker