Aus dem AGKV
Nein, noch einmal anfangen, noch einmal jung sein möchte ich nicht in dieser rast- und ruhelosen Zeit, in der ich viele Entwicklungen so nicht einordnen, geschweige denn nachvollziehen oder gar akzeptieren kann.
Immer häufiger stelle ich mir die Frage, was wohl Ursula Wölfel, in meinen Kinderjahren eine meiner Lieblingsautorinnen, in der heutigen Zeit für Geschichten schreiben würde. Nach Hunderten phantasievollen und meist fröhlichen Kindergeschichten brachte sie 1970 «Die grauen und die grünen Felder» heraus. «Fast alle Tabus der bisherigen Kinderliteratur gingen hier in einem einzigen Anlauf zu Bruch», hiess es 1991 in der Laudatio zum Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises. «Zugleich gab das Buch thematisch die Stichworte für die emanzipatorisch-problemorientierte Kinder- und Jugendliteratur der 70er-Jahre: Vorurteile und Minderheiten, Rassismus, neue Formen des Zusammenlebens und der Familie, soziale Benachteiligung.»
Und die Autorin beantwortete sich die umstrittenste Frage gleich selber: «Durfte ich all das Schlimme Kindern erzählen? Gewiss. Denn all das Schlimme hatten Kinder erlebt. Meine Texte fanden wie von selbst ihre Form... Wo Trost gebraucht wurde, versprach ihn das offene Ende der Kurzgeschichten. Es verleugnet nicht, was geschah, und öffnet doch einen Spalt breit die Tür für andere, glücklichere Möglichkeiten.»
Falls Sie nun neugierig geworden sein sollten auf dieses schmale kleine Bändchen von Ursula Wölfel, so freut mich das sehr. Ein weiteres Lieblingsbuch in meiner Jugend war übrigens: «Als Hitler das rosa Kaninchen stahl» von Judith Kerr.
Regula Laux, Medienpädagogin, Laufenburg Stiftungsrat Pro Argovia, Mitglied des AGKV-Vorstands