Mit neuem Album «Loopwheel» auf der Umlaufbahn: Garn.
Roland Juker
Die Jazzcombo Garn webt vielschichte Klanglandschaften, in der Stanzerei.
Es kann zum Beispiel mit einem Bassriff anfangen, wenige Töne, noch ist alles offen. Nun setzt die Gitarre ein, ebenfalls ein kurzes Motiv, und setzt sich dazwischen, beginnt den Raum zu beleben. Das Saxophon kommt, keine Melodie, sondern eine Kaskade von leisen Ober- und Untertönen, die Klanglandschaft nimmt Gestalt an. Das Schlagzeug gibt einen Rhythmus vor, auch dieser uneindeutig, ist es ein Vier-Viertel? Oder doch eher ein ungerader Fünfer oder Siebner? Endlich meldet sich auch das Klavier: Und plötzlich diese Übersicht! Das harmonische Fundament wird klar, auch der Rhythmus; die einzelnen Töne bekommen eine Bedeutung, sie verzahnen sich ineinander und wir beginnen uns wohlzufühlen im «Soundscape» – die englische Sprache verfügt über das richtige Wort für das, was sich da in unsere Ohren schleicht.
Garn heisst die Band des Bassisten Claude Meier, und der Begriff bezeichnet eher das Rohmaterial von Meiers Musik als das fertige Produkt. Denn hier wird gewoben und gehäkelt und gestrickt, manchmal mit der feinen Nadel, dann wieder mit der dicken, und so entsteht eine Musik, die sich aus der Minimalmusic nährt ebenso wie aus Jazz und ethnischen Klängen, nicht vorwärtsdrängend, sondern eher das Terrain absteckend, das nun bearbeitet werden soll. Claude Meier hat einen ganz eigenen Zugang zur Musik gefunden; er legt das Material bereit, hat Ideen, wie es zu verarbeiten sei, und seine tollen Musiker nehmen die Fäden auf und beginnen zu spielen. Vor sieben Jahren begannen der Saxophonist Marc Stucki, Gitarrist Urs Müller und Fabian M. Müller an den Tasten mit Meier und Schlagzeuger Christoph Steiner zu arbeiten. Aus dem Projekt ist längst eine Band geworden, und so schauen die Werkstücke des Quintetts jedes Mal anders aus, aber immer farbig, überraschend und sorgfältig gestrickt!