Das Aargauer Kuratorium schreibt zum dritten Mal das Förderprogramm Szenotop aus. Ein Interview mit Béatrice Goetz, Vorsitzende des Fachausschusses Theater&Tanz beim Aargauer Kuratorium, über das innovative Format.
Béatrice Goetz: Das dreijährige Residenzprogramm Szenotop ist jetzt gerade für die Jahre 2025–2027 ausgeschrieben. Es richtet sich an junge Theaterkollektive, die eher am Anfang ihrer künstlerischen Entwicklung stehen. Das Programm soll mit frischem Wind die Theaterszene im Kanton Aargau beleben und ist eine ideale Plattform für Experimente, für Bewegung und für Innovation.
Mit der Bühne Aarau erhält das ausgewählte Theaterkollektiv einen festen Standort und wird von ihrer Leitung künstlerisch unterstützt – das Fördergefäss beinhaltet auch eine jährliche Produktion, welche in Zusammenarbeit mit der Bühne Aarau geplant und veranstaltet wird.
Ja, eine lange Zeit, aber gleichzeitig hat sich diese Zeitspanne bewährt, um dem Kollektiv die Möglichkeit zu geben, sich in allen künstlerischen und produktionsbedingten Belangen weiterzuentwickeln. Gerade die Herausforderungen, die sich jungen Theaterschaffenden in diesen drei Jahren stellen, führen bei ihrer Überwindung dazu, dass die Kollektive anschliessend auf einen fundierten Erfahrungsschatz zurückgreifen können – auch für ihre weitere künstlerische Arbeit.
Unsere Ausschreibung ist bereits seit Anfang Jahr im Umlauf. Was die Förderkriterien anbelangt: Diese sind nicht thematisch definiert, aber wir sind an das Leitbild des Kuratoriums gebunden. Die Qualitätsmassstäbe, die von den Jurymitgliedern bewertet werden, sind unter anderem Innovationskraft, Aktualität und künstlerisches Handwerk. Bedingung ist auch, dass mindestens jemand von einem dreiköpfigen Kollektiv einen Aargau-Bezug aufweist.
Das Fördergefäss soll dem Kollektiv Raum, Zeit und finanzielle Sicherheit bieten, um im etablierten Theaterkontext berufliche Erfahrungen zu sammeln. Trotzdem ist Voraussetzung, dass die beteiligten Theaterschaffenden bereits im Vorfeld zusammengearbeitet haben: Mindestens 1–2 Produktionen soll das Kollektiv (oder ein grosser Teil davon) schon gemeinsam auf die Beine gestellt haben.
In den drei Jahren unterstützt das Aargauer Kuratorium das Kollektiv mit einem jährlichen Beitrag von CHF 80 000 für jeweils eine Produktion. Doch das Kuratorium ist nicht nur Geldgeber: Wir vom Fachausschuss Theater und Tanz sowie die Leitung der Bühne Aarau stehen dem jungen Kollektiv auch beratend zur Seite.
Im Idealfall hat das Kollektiv eine gewisse (mediale) Aufmerksamkeit auf sich gezogen, konnte für sich wertvolle Kontakte und ein Netzwerk etablieren und sich in seinem Schaffen massgeblich weiterentwickeln. Bis dahin sollten die künstlerischen Grundlagen und Arbeitsprozesse soweit erarbeitet sein, dass eine Etablierung in der freien Theater szene leichter fällt.
Eines der Highlights ist sicherlich die 3. Produktion «Die AarauAG®» des Theaterkollektivs Proberaum Zukunft mit Marcel Grissmer, Nikolai Prawdzic und Sarah Verny, welche im Aarauer Grossratssaal aufgeführt wurde. Bei dieser theatral umgesetzten Zukunftsvision konnte sich das Publikum aktiv in die Inszenierung einbringen. Solche Momente führen uns immer wieder vor Augen, wie viel Potential in der freien Theaterszene steckt, und sie bestärken uns darin, uns weiterhin unermüdlich für das innovative Format Szenotop einzusetzen.
Béatrice Goetz ist Vorsitzende des Fachausschusses Theater & Tanz beim Aargauer Kuratorium.