Szenotop für Nachwuchs

von
Michael Hunziker

Das Kollektiv vom Proberaum Zukunft.

Das Aargauer Kuratorium schreibt zum dritten Mal das Förderprogramm Szenotop aus. Ein Interview mit Béatrice Goetz, Vorsitzende des Fachausschusses Theater&Tanz beim Aargauer Kuratorium, über das innovative Format.

Worum geht es bei «Szenotop» konkret?

Béatrice Goetz: Das dreijährige Residenzprogramm Szenotop ist jetzt gerade für die Jahre 2025–2027 ausgeschrieben. Es richtet sich an junge Theaterkollektive, die eher am Anfang ihrer künstlerischen Entwicklung stehen. Das Programm soll mit frischem Wind die Theaterszene im Kanton Aargau beleben und ist eine ideale Plattform für Experimente, für Bewegung und für Innovation.

Welche Rolle nimmt dabei die Bühne Aarau ein?

Mit der Bühne Aarau erhält das ausgewählte Theaterkollektiv einen festen Standort und wird von ihrer Leitung künstlerisch unterstützt – das Fördergefäss beinhaltet auch eine jährliche Produktion, welche in Zusammenarbeit mit der Bühne Aarau geplant und veranstaltet wird.

Warum liegt die Dauer bei drei Jahren? Eine relativ lange Zeit für ein dynamisches Feld wie den Theater­ betrieb.

Ja, eine lange Zeit, aber gleichzeitig hat sich diese Zeitspanne bewährt, um dem Kollektiv die Möglichkeit zu geben, sich in allen künstlerischen und produktionsbedingten Belangen weiterzuentwickeln. Gerade die Herausforderungen, die sich jungen Theaterschaffenden in diesen drei Jahren stellen, führen bei ihrer Überwindung dazu, dass die Kollektive anschliessend auf einen fundierten Erfahrungsschatz zurückgreifen können – auch für ihre weitere künstlerische Arbeit.

Bereits am 8. April ist Bewerbungsschluss. Gibt es thematische Setzungen, künstlerische Sparten, die eher wenig Aussicht auf Förderung haben?

Unsere Ausschreibung ist bereits seit Anfang Jahr im Umlauf. Was die Förderkriterien anbelangt: Diese sind nicht thematisch definiert, aber wir sind an das Leitbild des Kuratoriums gebunden. Die Qualitätsmassstäbe, die von den Jurymitgliedern bewertet werden, sind unter anderem Innovationskraft, Aktualität und künstlerisches Handwerk. Bedingung ist auch, dass mindestens jemand von einem dreiköpfigen Kollektiv einen Aargau-Bezug aufweist.

Wie wichtig ist Bühnenerfahrung? Kann auch ein Kollektiv, das noch ganz am An­ fang steht, sich bewerben?

Das Fördergefäss soll dem Kollektiv Raum, Zeit und finanzielle Sicherheit bieten, um im etablierten Theaterkontext berufliche Erfahrungen zu sammeln. Trotzdem ist Voraussetzung, dass die beteiligten Theaterschaffenden bereits im Vorfeld zusammengearbeitet haben: Mindestens 1–2 Produktionen soll das Kollektiv (oder ein grosser Teil davon) schon gemeinsam auf die Beine gestellt haben.

Was beinhaltet die dreijährige Förderung neben Infrastruktur und künstlerischer Unterstützung alles?

In den drei Jahren unterstützt das Aargauer Kuratorium das Kollektiv mit einem jährlichen Beitrag von CHF 80 000 für jeweils eine Produktion. Doch das Kuratorium ist nicht nur Geldgeber: Wir vom Fachausschuss Theater und Tanz sowie die Leitung der Bühne Aarau stehen dem jungen Kollektiv auch beratend zur Seite.

Was sollte die Gruppe nach drei Jahren erreicht haben?

Im Idealfall hat das Kollektiv eine gewisse (mediale) Aufmerksamkeit auf sich gezogen, konnte für sich wertvolle Kontakte und ein Netzwerk etablieren und sich in seinem Schaffen massgeblich weiterentwickeln. Bis dahin sollten die künstlerischen Grundlagen und Arbeitsprozesse soweit erarbeitet sein, dass eine Etablierung in der freien Theater szene leichter fällt.

Wenn Sie auf vergangene Szenotope zurückblicken, welche Highlights sind geblieben?

Eines der Highlights ist sicherlich die 3. Produktion «Die AarauAG®» des Theaterkollektivs Proberaum Zukunft mit Marcel Grissmer, Nikolai Prawdzic und Sarah Verny, welche im Aarauer Grossratssaal aufgeführt wurde. Bei dieser theatral umgesetzten Zukunftsvision konnte sich das Publikum aktiv in die Inszenierung einbringen. Solche Momente führen uns immer wieder vor Augen, wie viel Potential in der freien Theaterszene steckt, und sie bestärken uns darin, uns weiterhin unermüdlich für das innovative Format Szenotop einzusetzen.

Béatrice Goetz ist Vorsitzende des Fachausschusses Theater & Tanz beim Aargauer Kuratorium.