Die Geschichte des ersten Bundeshauses der Schweiz als True-Crime-Podcast? Pascal Nater und Anna Schiestl holen Geschichten und Geschichtliches rund ums Forum Schlossplatz in die Gegenwart.
Dieses Haus, Zeuge der Helvetik und mindestens Zaungast der Weltgeschichte, kann einiges erzählen: Im Podcast «Ein Haus zum Garten» sprudeln die Anekdoten über vergangene und gegenwärtige Geister des Hauses. Anna Schiestl und Pascal Nater erzählen diese an sich historisch aufgeladene, gut dokumentierte und mehrfach aufgearbeitete Geschichte des Aarauer Schauplatzes neu, frisch, für ein junges Publikum: mit dramaturgischen Mitteln des True Crimes, mit viel Suspense, einer Prise Spuk und Situationskomik.
«Wir fragen uns: Möchte das Haus zum Schlossgarten wirklich immer wieder an seine 15 Minuten Ruhm als erstes Bundeshaus 1798 erinnert werden?», erzählt Anna Schiestl vom Forum Schlossplatz, die den Podcast im Rahmen eines vom Kanton Aargau geförderten Transformationsprojektes während der letzten eineinhalb Jahre mitrealisierte.
Der Podcast schafft viele alternative Zugänge. Und reflektiert auch die politischen Vereinnahmungsversuche, für die das Haus gerne eingespannt wird: «Eines Tages standen Roger Köppel und Christoph Mörgeli mit einem Selfiestick im Garten und drehten eine Folge über dieses Haus», erinnert sich Schiestl. Diese Szene greift der Podcast auf humorvolle Weise auf und entwickelt ein eigenes Storytelling, in der die Helvetik natürlich auch eine Rolle spielt, neben vielen privaten und persönlichen Geschichten, die die Bewohner*innen und die Archive hergeben. Durch die sehr spontane Art ohne vorgestanzte Interviewantworten, PR-Gewäsch und Fachjargon entsteht ein zugängliches, authentisches Hörerlebnis, das nahe am Alltag und am Leben ist. «Wir haben uns bewusst mit der Frage auseinandergesetzt, wie wir Geschichte erzählen, wie wir mit Repräsentation umgehen und letztlich, wie wir ein historisches Gebäude beleben können», sagt Schiestl.
Entstanden ist so ein Geschichtspodcast mit Popeffekten, dem die Recherchewut und die Liebe fürs (klangliche) Detail, die sich Pascal Nater («Die Giftmörderin von Suhr») und Anna Schiestl teilen, anzuhören ist. Vordergründig eine verspielte Collage, die auch dekonstruktivistische Züge trägt. Immer wieder tauchen die Macher*innen, die gleichzeitig auch Sprecher*innen sind, aus der Erzählung auf, thematisieren die eigenen Kniffs und Pointen und diskutieren weitere dramaturgische Schritte. Die Hörer*innen wähnen sich also mittendrin im Konstruktionsprozess, der ein Krimi für sich ist. Und wie es sich gehört, kommt hier der Cliffhanger: Wenn Sie wissen wollen, was Hitler und Trump mit dem Schlossplatz zu tun haben, dann müssen Sie selbst reinhören. Die dritte und vierte Folge werden Ende Mai veröffentlicht.