Kolumne

VIELLEICHT UNTER DEM WEIHNACHTSBAUM …

Von
Regula Laux

Aus dem AGKV

«Tatort I»: Ein öffentlicher Spielplatz. Friedlich bauen die Kinder eine Sandburg. Plötzlich lautes Geschrei, ein Mädchen hat einem Jungen eine Plastikschaufel an den Kopf geworfen, der Junge heult sirenenartig auf. Seine Mutter ist rasch zur Stelle: «Das lässt du dir doch wohl nicht bieten», ruft sie. «Gib’s ihr!» Was war passiert? Das wisse sie auch nicht, aber so gehe es doch wirklich nicht!

«Tatort II»: Eine Busstation im Fricktal. Der Busfahrer muss abrupt bremsen, Mitfahrende haben sich schon vor der Tür zum Aussteigen versammelt. Unter ihnen eine ältere Frau mit Rollator, die bei der Bremsaktion unsanft gegen die Rückenlehnen der Sitze geschleudert wird. In der Zwischenzeit hat der Busfahrer die Türen geöffnet, ohne Schräglage des Busses und Ausfahren der Trittstufe. Die Dame am Rollator schaut panisch nach unten: «Das schaffe ich nicht», ist sie überzeugt. Ein Bein im Bus, das andere auf dem Bordstein, hebe ich den Rollator aus dem Bus. Beim gemeinsamen Aussteigen geht die Tür unsanft zu, ich dazwischen. Viele Augenpaare beobachten die Szenerie aus nächster Nähe, niemand hilft.

«Tatort III»: Räbelichtli-Feier diverser Kindergarten- und Spielgruppen. An einem Tisch gibt es Getränke und Selbstgebackenes – aber nicht für alle. «Wir haben das für die Kinder und Eltern unserer Gruppe zubereitet», ereifert sich eine Mutter. Das sei nicht öffentlich, schliesslich hätten sie auch keine finanzielle Unterstützung von der Gemeinde erhalten. Aber: Ein paar Guetzlis mehr, und alle hätten teilhaben können. Respektvoller Umgang, gegenseitige Wertschätzung – wo seid ihr? Vielleicht dann unter dem Weihnachtsbaum …

Regula Laux, Medienpädagogin, Laufenburg, Stiftungsrat Pro Argovia, Mitglied des AGKV-Vorstands