Von der subkulturellen Zwischennutzung zum nachhaltig gesicherten Kulturbetrieb: Das Royal in Baden hat in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Entwicklung vollzogen. Nun erhält esden kantonalen Anerkennungspreis. Das AAKU hat sich mit Menschen aus der 1. und 2. Generation «Royalisti»unterhalten.
Seit Kulturaktivist*innen vor rund 13 Jahren das ehemalige Kino Royal vor einem Abriss bewahrten und es in ein pro visorisches Kulturlokal umfunktionierten, ist einiges passiert. Viele Hürden und politische Kämpfe später ist das Haus mit seinem vielseitigen Programm nicht mehr von der kultur ellen Agenda wegzudenken. Erfolg, Aufmerksamkeit, andere finanzielle Verpflichtungen – was macht das ideell mit einem Kulturlokal, das aus einem anarchistischen Gedanken ge boren ist? Wie gehen die Royalisti mit der Ambivalenz zwischen Kommerz und subkulturellem Spielfeld um? Und welche Bedeutung hat dabei der kantonale Anerkennungspreis?
Christoph Küng (2. Generation Royal): «Für uns ist der Preis eine schöne Anerkennung für unser in grossen Teilen ehrenamtliches Schaffen. Dass es das Royal in der heutigen Form gibt, ist auch den Menschen der 1. Generation zu verdanken, die sehr idealistisch das Kulturlokal Royal vorüber gehend dem Immobilien-Renditespiel entzogen hatten. Wir zahlen mittlerweile eine marktübliche Miete, doch wir sind immer noch ein subkulturelles Spielfeld, bieten Frei räume für kulturengagierte Menschen, die etwas ausprobieren wollen. Der Anerkennungspreis öffnet die dringliche Dis kussion darüber, dass es auch für Strukturen im Bereich der Populärkultur öffentliche Subventionen braucht.»
Kathrin Doppler (2. Generation Royal): «Der Preis ist wie ein Dankeschön für die Hunderttausenden Stunden freiwilliger Arbeit, das wir uns selbst nicht geben können, weil wir ja nicht hierarchisch organisiert sind. Es gibt keine Chef-Figuren bei uns. Jetzt kommt das Danke von aussen.»
Manuela Gauch (1. Generation Royal): «Obwohl wir mit einer anderen politischen Haltung als unsere Nach folger*innen angetreten sind, und den Konflikt mit Be hörden und Immobilieneigentümer hatten, freut mich der Anerkennungspreis und ich gönne ihn den Aktivist*innen. Ich bezweifle, dass wir von der 1. Generation noch alle hinter der konzeptionellen Ausrichtung von heute stehen würden. Eine hohe Miete einem Immobilienbesitzer zu bezahlen, wäre für uns wohl nicht in Frage gekommen. Denn das bedeutet, dass man kommerziell arbeiten muss, um die Kosten zu decken. Aber immerhin gibt es das Royal noch, es bewegt sich und schafft noch Nischen, in denen ein bisschen Subkultur sein kann. Und der aktuellen Generation ist etwas gelungen, was wir nicht geschafft haben: Sie finden für die Kerngruppe immer wieder neue Leute, die sich engagieren, die ihre Freizeit für die Kultur geben.»
Kathrin Doppler: «Durch die Grösse unseres Kollektivs entsteht auch ein vielseitiges, diverses und spartenüber greifendes Programm. Wenn jemand von uns für eine Idee brennt, sagen wir ziemlich schnell, go for it, solange es zu unseren Grundregeln, wie u.a. gegen Homophobie, Sexis mus und Rassismus, passt. Manchmal ist eine Veranstaltung etwas populärer, weil nun auch die Kasse stimmen muss. So sind dann auch Sachen möglich, die nischiger und nicht kostendeckend sind. Auch bei den Filmnächten, dem Kafi Royal für Asylsuchende, den Performances, um nur weniges zu nennen, steht der Gemeinsinn im Vordergrund.»
Christoph Küng: «Das Royal ist über 70 % selbsttragend finanziert. Die Gelder, die die Stadt Baden und der Kanton uns geben, gehen direkt ins Programm. Die Miete erwirtschaf ten wir durch den Barbetrieb und Einnahmen aus den Ver anstaltungen. Wir bezahlen auch Löhne, die natürlich nur einen Bruchteil der ansonsten freiwilligen Arbeit abdecken. Seit einem Jahr ist die Lohnsumme endlich etwas höher als die Miete. Wir spielen das kapitalistische Spiel wohl oder übel mit, auch weil wir das ganze Projekt Royal mit den vielen Menschen dahinter als wichtige Errungenschaft sehen. Das ist wohl der Unterschied zur 1. Generation. Sie waren nicht bereit, das Royal unter diesen Konditionen zu betreiben. Wir kaufen uns monatlich ein Stück öffentlichen Freiraum, den wir sehr gerne und rege mit Kreativität füllen.»
ANERKENNUNGSPREIS FÜRS ROYAL
Das Aargauer Kuratorium würdigt das Royal mit dem Anerkennungs preis für das grosse ehrenamtliche Engagement, das vielfältige inklusive Kulturangebot und den erfolgreichen Generationenwechsel. Derzeit läuft der Mietvertrag des Royal bis ins Jahr 2038. Der Aner kennungspreis ist mit 10 000 Franken dotiert und wird alternierend zum Aargauer Kunstpreis verliehen.