Myriam Gämperli, Celia & Nathalie Sidler.
«Windige Augen» & «Einmischen»
Ende August sind Myriam Gämperli (*1982, lebt und arbeitet in Zürich) sowie Celia und Nathalie Sidler (*1983, leben und arbeiten in Basel) mit einem performativen Einzug im Zimmermannhaus angekommen. Seither haben sie Bruggs Adresse für Kunst in ihrem Sinn und Geist geprägt und stellen die Ergebnisse ihrer Residency abschliessend in einer Ausstellung.
Sechzehn Performer:innen nutzen unter der Regie von Myriam Gämperli die Fenster entlang der Vorstadt. Als bewegliche Textur wird der Vorhang zum Leitmotiv, das die Videoperformance und alle Öffnungen in der Fassade miteinander verbindet.
Die Künstlerin übersetzte persönliche Begegnungen in «Soul Sketches» – zeichnerische Protokolle von Gesprächen, die sie in die Vorhänge überträgt, wobei das halb transparente Material als gebrauchter Stoff seine eigene ‹Biografie› hinzufügt. Zeigen und Verbergen, Schutz und Trennung liegen im Stoff ganz nahe beieinander. An ihren Grenzen liegt Myriam Gämperlis künstlerisches Interesse. «Windige Augen» fragt nach: Was passiert genau, wenn Privates öffentlich wird? Wie gestalten wir die Übergänge? In welchem Licht stellen wir uns bevorzugt dar?
Ausgehend von invasiven Neophyten, die auch im kleinen Park des Zimmermannhaus wachsen, fragen die Künstlerinnen Celia & Nathalie Sidler nach Herkunft und Beheimatung, nach Tradition und jenen Werten, die unsere individuelle Verwurzelung mitbestimmen. Mit der Firma CreaNatira, die sich für die heimische Biodiversität engagiert, führten die Künstlerinnen performative Spaziergänge durch am Brugger Berg und an den Grenzen zwischen Stadt und ihren grüneren Rändern. Zivildienstleistende, Geflüchtete und Freiwillige haben die eigens genähten «Big Bags» durchs Unterholz geschleift; Erde, Staub und Risse im robusten Stoff zeugen von harter körperlicher Arbeit. Die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Schutz der lokalen Flora zielt nicht nur auf die migrantische Geschichte spezifischer Pflanzen. «Einmischen» fragt nach den Menschen, die den «heimatlichen» Boden pflegen. Und nach dem Geschmack von Heimat: Aus zahlreichen Gesprächen zu diesem unsichtbaren Erleben ging eine Edition von ortsspezifischer Glacé hervor.
Eröffnung
Freitag, 01. November, 19 Uhr
mit Performance AUSZUG von Celia & Nathalie Sidler und Myriam Gämperli
Soul Sketch
Dienstag, 5. November, 18 Uhr
Soul Sketch mit Myriam Gämperli
Wortwechsel
Dienstag, 12. November, 18 Uhr
Künstlerinnen im Gespräch mit der Kunstwissenschaftlerin Isabel Zürcher
Finissage
Sonntag, 24. November, 14 – 16 Uhr
Künstlerinnen vor Ort